Übernimmt KI die Medienbranche?


Bei den 37. Medientagen Münchens steht das Thema „Künstliche Intelligenz“ im Vordergrund. Es wird von mehr als 300 Expert*innen heiß diskutiert – und auch reflektiert.

„This is Media“ – Unter diesem Motto versammelten sich vom 25. bis zum 27. Oktober 2023 über 5.000 Besucher:innen bei den 37. Medientagen München im House of Communications am Ostbahnhof. Vor allem ein Thema zog sich dabei durch die rund 100 Panels und Diskussionsrunden mit mehr als 300 Expert:innen aus der Medienbranche: Die Potenziale und Gefahren der Künstlichen Intelligenz (KI).

Die Teilnehmenden verschiedener Diskussionsrunden berichteten aus ihrem veränderten Arbeitsalltag im Hörfunk, der TV- und Streaming-Produktion oder als Autor:innen: Wofür setzen sie KI bereits heute ein? Wo gibt es dabei Probleme? Und welche zukünftigen Einsatzmöglichkeiten sind vorstellbar? Egal ob in der Content-Produktion, dem Community Building oder der Verwaltung.

Gleichzeitig wurde aber auch die hohe gesellschaftliche Verantwortung der Medien und die Frage, wie diese in Zeiten von KI gewahrt werden kann, thematisiert.

KI ist nicht alles

Innovation in den Medien bedeutet allerdings mehr als die Einbindung neuer Technologien. So wurden bei den Medientagen unter anderem auch die Themen Nachhaltigkeit, Diversity und Bildung behandelt. Außerdem lieferte Prof. Dr. Klaus Meier von der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt einen Überblick über weitere Innovationen im Journalismus, welchen bislang weniger Aufmerksamkeit zugekommen ist als den rasanten Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz. In einer mehrjährigen Studie, die Meier mit seinen Kolleg:innen in verschiedenen Ländern durchgeführt hatte, konnte er 49 Innovationsbereiche im Journalismus ermitteln. So gab es in Deutschland in den vergangenen Jahren vor allem Veränderungen zugunsten der Diversity, des mobilen Arbeitens und des Fact-Checkings.

Vortrag: Innovation im Journalismus. © Nicole Albrecht

Trotzdem ist das Thema KI auch an dieser Innovations-Studie nicht vorbei gegangen, denn synthetischer Content wird immer präsenter und die KI unterstützt bereits heute einige Arbeitsprozesse. Sie kann Nutzungsdaten analysieren, Fake News identifizieren, zur Automatisierung verschiedener Prozesse beitragen und sogar eigene Inhalte erstellen. Und dabei verbessert sich die KI als lernendes System selbstständig.

»Die Zukunft ist schon da,
sie ist nur noch nicht gleichmäßig verteilt.«

William Gibson
(US-amerikanischer Science-Fiction-Autor)

Das bedeutet, die synthetischen Inhalte, die von der KI erzeugt werden, werden nicht nur immer mehr, sondern auch immer besser. Deshalb gibt es bisher auch keine technische Möglichkeit, mit absoluter Sicherheit zu prüfen, ob Text-, Audio- oder Videoinhalte echt sind oder synthetisch erzeugt wurden.

Unsere Gegenwart und Zukunft mit KI

Gerade wegen der steigenden Unsicherheit über den Ursprung digitaler Inhalte ist es wichtig, kritisch mit diesen umzugehen und sie zu hinterfragen. Trotzdem empfehlen die Expert:innen sich mit den Möglichkeiten, welche die KI liefert, zu beschäftigen und diese für sich zu nutzen, um die individuelle Arbeit effizienter zu gestalten.

Vortrag: Ich bin kein Roboter. © Medien.Bayern GmbH

Journalist und KI-Experte Gregor Schmalzried betont hierbei die Wichtigkeit von Captchas, also Möglichkeiten, in der digitalen Welt nachvollziehen zu können, ob echte Menschen hinter Inhalten und Nutzer:innen stecken oder Roboter. Anders als der „Ich bin kein Roboter“-Button, bei dem Nutzer:innen ihr „Menschsein“ ganz einfach mit einem oder mehreren Klicks bezeugen, müssen die Macher:innen von Inhalten, laut Schmalzried, einen anderen Beweis für ihre Echtheit liefern. Am besten funktioniert das seiner Erfahrung nach mit Humor und unerwarteten Inhalten, aber auch durch die Präsenz in der realen Welt und im Rahmen einer Community. Sein Appell lautet deshalb:

»Tech im Backend maximieren
und im Frontend minimieren.«

Georg Schmalzried
(Journalist & KI-Experte)

Persönlichkeit zeigen!

An einem Punkt waren sich die Speaker:innen einig: KI kann zwar unterstützen und – richtig eingesetzt – Prozesse optimieren, aber den Menschen kann sie nicht ersetzten. Denn obwohl KI auch Stimmen und Emotionen imitieren kann, fehlt ihr die Empathie und die Nähe zu den Konsument:innen. Eine Eigenschaft, die besonders im Hörfunk essenziell ist und zur Glaubwürdigkeit des Mediums beiträgt, so Dr. Thomas Schmiege, Präsident der Bayrischen Landeszentrale für Medien, in einer Diskussion zur Zukunft des Radios.

Panaldiskussion: Staying alive – Radio hört nie auf. © Nicole Albrecht

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